Flieg davon, liebes Huhn

Ein überzüchtetes Lebewesen hat einfach nicht die Widerstandsfähigkeit und die Kraft ihrer Vorfahren. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen, mit Krankheit und Tod besonders wichtig. 

Was tun wenn eine Henne krank ist?

Ganz einfach... wenn ein Tier krank wirkt, ist es am besten die Tierärztin oder den Tierarzt um Rat zu fragen. Deshalb sind dabei zwei andere grundlegende Fragen fast entscheidender:

 

1.) Welche Krankheitssymptome kann ich als Laie erkennen?

Appetitlosigkeit, Apathie, Verfärbung des Kammes (blau oder weiß), auffälliges sowie ungewöhnliches Verhalten, Katzenbuckelhaltung, Durchfall, träge Augen, Rückzug, starke Müdigkeit/Erschöpfung, Windeier, offene Wunden, Blut

 

2.) Was kann ich tun um Krankheiten zu vermeiden?

Mir scheint Ausgewogenheit als Haltungsprinzip ein essentieller Faktor zu sein. Grundsätzlich sind Zwiebel, Knoblauch und Fenchel gut für die Darmflora der Hühner, sie können aber auch zu Durchfall führen. Sollte dies der Fall sein, schadet es nicht mehr Schonkost zu füttern und das Beifutter zu reduzieren. Ähnlich verhält es sich mit Fructose oder Kohlenhydraten. Das Wechseln der Futterplätze sowie ausreichend Auslauf ermöglichen die Wurmdichte niedrig zu halten. Würmer bei Nutztieren müssen eigentlich immer mitgedacht werden und sind keine Seltenheit. Es gibt zwar Wurmkuren, aber wenn Hühner immer dort koten wo sie auch essen, sind diese nicht sinnvoll bzw. nachhaltig. Besser ist es ihnen räumlich Abwechslung zu verschaffen. Hygiene im Stall hat hohe Priorität, wobei Nässe in Kombination mit Wind ein hohes Krankheitsrisiko darstellt. Das heißt fast wichtiger als hygienische Sauberkeit, ist Trockenheit. Gegen Milben helfen natürliche Hausmittel wie das Einölen oder Kalken des Schlafplatzes und der Sitzstangen. Auch in diesem Fall steht die Vorbereitung im Mittelpunkt des Handelns. Es geht darum eine präventive Haltungskultur zu implementieren. Natürlich können Hühner trotzdem krank werden. Vor allem der Umgang mit Legenot oder Darmrissen ist ohne ärztliche Hilfe fast unmöglich. Jedoch ist es im Sinne der Hennen gewisse Maßstäbe dauerhaft zu erfüllen um durch bestimmte Haltungsbedingungen den möglichen Leidensdruck von vornherein zu mindern. Damit sie länger Zeit haben ihren Lebensplatz genießen zu können.

Sterben lassen oder schlachten?

Als meine erste Henne krank wurde, stand ich vor der Entscheidung: Soll ich das Leben von Norma eigenmächtig beenden oder sie in Ruhe sterben lassen? Ein Gespräch mit meiner Tierärztin bestärkte meine Ansicht, dass der Tod auch bei Tieren ein Prozess sein kann und darf. Als Gesellschaft sind wir es gewohnt, das Leben von Tieren frühzeitig zu beenden und diesen Prozess vorwegzunehmen.

Ich habe mich dazu entschieden, das Sterben zuzulassen und bestmöglich zu begleiten. Das mitanzusehen ist natürlich nicht schön und nicht immer leicht. Aber ich versuche den Hühnern das Ableben so angenehm wie möglich zu gestalten: ein eigener Rückzugsort, stressfreie Fütterung, ein warmes Nest. Auch in der Natur zieht sich ein krankes Tier zum Sterben zurück.