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Hühnerhype - eine Kritik

Kritik am Hühnerhype und das von mir? Leider ja.

Natürlich freue ich mich, wenn Hühnern (in Massentierhaltung) mehr Aufmerksamkeit in Medien eingeräumt wird. In den letzten Monaten beobachte ich jedoch, dass Hühnerhaltung in der medialen Berichterstattung oft idealisiert wird - ganz nach dem Motto: Du bist gegen Massentierhaltung? Dann leg dir doch selbst ein paar Hennen zu! Doch das ist nicht die Lösung des Problems. 

 

Ein Beispiel dazu: https://kurier.at/wohnen/huehner-im-garten-meine-eigene-kleine-farm/400447225

 

3 Punkte, warum ich diese Art von Berichterstattung problematisch finde:

1.) Das Idyll und seine Folgen

 

Es wird ein Idyll bedient dass normalerweise durch die Werbung der Fleisch- und Eierlobby hochgehalten wird. 

 

Ja, Hühnerhaltung im Garten ist schön. Die frisch gelegten Eier aus den Nestern zu holen erzeugt ein Gefühl, nah mit der Natur verbunden zu sein. Doch das Gefühl trügt. Denn gemessen am Eierkonsum der Weltbevölkerung ist die "naturnahe" Hühnerhaltung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Kein Tier wird weniger leiden wenn einige wenige Privilegierte zum (häufig unbewussten) Eierkonsum in Restaurants, in Fertigprodukten oder der Betriebskantine  am Sonntag das Frühstücksei frisch aus dem Nest holen. 

 

 

2.) Eierkonsum wird legitimiert

 

Dieses Idyll aber schadet den Hühnern und ihrer Lebensrealität, weil ihre Ausbeutung damit legitimiert wird. Wenn Hühner es so schön haben, wird doch der Konsum ihrer Eier nicht verkehrt sein. Jein. So schön haben es eben nur wenige und es ist und bleibt dennoch Ausbeutung. Vor allem dann, wenn Hühner auch im Privathaushalt bei reduzierter Legeleistung "aussortiert" (geschlachtet) werden. Wenn sie auch dort neuen Hühnern weichen müssen, sobald sich ihre Eierquote verringert.

Außerdem ist dieses Idyll ein Privileg. Es steht einfach nicht jedem/jeder offen. Hühner sind in Wohngebieten eigentlich nicht erlaubt. Dadurch wird der morgendliche Gang zum Hühnerstall für den Großteil der Menschen zu einem fast schon unerreichbaren Wert.

3.) Hühner als Müllschlucker

 

Die eigenen Hühner im Garten werden oft mit diesen Zuschreibung beworben:

 

"Keine Küchenabfälle mehr"

"Ein ökologischer Kreislauf"

"Aus Essensresten werden Eier"

 

Auch hier werde ich zum Spielverderber. Ja, Hühner essen liebend gern die Essensreste von Menschen. Das Problem daran ist, dass Hühner - wie so oft - hier ähnlich agieren wie Menschen. Auch wenn es ihnen nicht gut tut, fressen sie es wahnsinnig gerne. Hühner sollten eigentlich keine verarbeiteten Lebensmittel bzw. zubereitete Speisen essen. Salz oder Zucker sind für Hühner einfach schadhaft. Aber auch Kohlenhydrate verursachen bei ihnen Durchfall. Generell muss darauf geachtet werden, dass Beifutter (Reis, Nudeln, Brot,...) nicht zum Hauptbestandteil der Nahrungsaufnahme wird, sondern dass sie sich in erster Linie an Körnern und Grünfutter laben. Vor allem bei Hühnern aus Legebetrieben ist es besonders wichtig, dass der Eiweißhaushalt stimmt. Oftmals meinen es HalterInnen besonders gut und erfreuen sich an der Herzenslust am Futtertrog. Besser ist es aber, Hühner bekommen die Nahrung, die sie wirklich brauchen.

Ich möchte mit diesem Text niemandem das Hühnerhalten verderben. Mir ist nur wichtig, dass die Konsumkritik (an Eiern und Fleischprodukten) bzw. die Lebensrealität der Hennen, die beim Hühnerstall beginnt, nicht beim eigenen Gartentor auch schon wieder endet. Und dass wir uns unserem Privileg bewusst werden und Hühnerhaltung kein schicker Trend, sondern eine Verpflichtung gegenüber Lebewesen ist.