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Flieg davon, liebe Tofu!

Es ist nie leicht, wenn Hühner die solidarische Hühnerwirtschaft verlassen. Der Tod von Tofu ist aber speziell. Gestern in der Früh tat sie ihre letzten Schritt und hinterlässt, vor allem bei mir, eine große Lücke.

 

Es gibt Hühner, die sind für das Gleichgewicht im Hühnerstall sehr wichtig und tragen dementsprechend Verantwortung durch ihre Funktionen. Die Königin, die Späherin oder die Kritikerin müssen funktionieren und reagieren auch in erster Linie auf die Hühnergruppe selbst. Es gibt aber auch Hühner, die haben keine speziellen Aufgaben. Da bleibt viel Zeit sich einer Menschbeziehung zu widmen. So wie Tofu. In der Hackordnung war sie gefestigt. Auch das gab ihr die Möglichkeit, Vertrauen zu uns aufzubauen und in unserem Leben präsenter zu sein. 

 

Tofu liebte Handykameras. Kaum wurde das Handy auf sie gerichtet, warf sie sich in Pose oder versuchte sich langsam anzunähern. Die Linse zog sie magisch an. Auch kletterte sie gern. Es dauerte keine 2 Minuten nachdem ich mich zu den Hühnern gesellte, dass sie mich als ihren Kletterbaum verwendete. Haare picken, Bart zwicken oder beim Lesen stören inklusive. Das mitgebrachte Buch musste warten und blieb vorübergehend ungelesen. Tofu wollte unsere Aufmerksamkeit. Und sie bekam sie natürlich immer. So präsent war schon lange kein Huhn mehr in unserem Leben und es ist nicht selbstverständlich so viel Nähe von einer Henne zu bekommen.

 

Die letzten Tage wurde Tofu behäbiger. Das Hinaufspringen klappte nicht mehr so gut, ihr langsamer Schritt versprach ein baldiges Ende.  Sie stellte keine Ansprüche mehr. Tofu war bereit zu gehen. Ich leider noch nicht, sie gehen zu lassen. Sie war sozusagen die Außenministerin der Gruppe, verhandelte zwischen Mensch und Huhn. Die Kommunikatorin mit dem Versorger. Die Henne der guten Laune. Die Botschafterin der Hühnerpension. Wir haben deine Botschaft verstanden. Alles Liebe, kleine Tofu.

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